Eine falsche Bewegung oder ein unglücklicher Sturz, schon bricht der Knochen. Dass schon geringe Kräfte ihr zerstörerisches Werk entfalten, liegt an Osteoporose, dem „Knochenschwund“. Mit einigen Gegenmaßnahmen verliert die Krankheit ihren Schrecken.

Unsere Knochen sind Teil des Bewegungsapparats, wir brauchen sie wort- wörtlich auf Schritt und Tritt. Knochen schützen auch innere Organe wie das Herz, die Lunge oder das Gehirn. Selbst nach Abschluss unseres Wachstums handelt es sich nicht um starre Gebilde. In jedem Knochen laufen ständig Auf- und Abbauvorgänge.
Je nach Knochenart erneuert unser Körper pro Jahr zwischen drei und 25 Prozent der Substanz. Ziel ist, mikroskopische Strukturschäden, die bei alltäglichen Belastungen unbemerkt entstehen, zu reparieren. Läuft das fragile Gleichgewicht aus dem Ruder, verlieren wir unter dem Strich mehr Substanz als neu hinzukommt. Dann droht Osteoporose.

Schleichende Beschwerden

Von solchen Vorgängen im Knochen merken wir zunächst recht wenig. Der gefürchtete Knochenschwund kommt schleichend. Vielleicht kündigt er sich durch unerklärliche Rückenschmerzen an, vielleicht aber auch nur durch eine allgemeine Schwäche. Und dann passiert es: Eine kleine Unachtsamkeit oder eine ungeschickte Bewegung bei der Hausarbeit, führen zum Knochenbruch. Auch die Wirbelsäule ist betroffen. Wirbelkörper verlieren an Stabilität, sie sacken in sich zusammen. Unser Rücken wird rund, die Haut wirft Falten in einem charakteristischen Muster. Und der Bauch wölbt sich nach vorne, was auch zu Sodbrennen oder Kurzatmigkeit führen kann.

Osteoporose bleibt meist lange unerkannt. Daher werden regelmäßige Knochendichtemessungen für Frauen in der Menopause empfohlen.

Nicht nur "reine Frauensache"

Rund 70 bis 80 Prozent aller Betroffenen sind weiblich. Denn Hormone schützen Knochen davor, abgebaut zu werden. Sinkt bei Frauen ab der Menopause der Östrogenspiegel, steigt auch ihr Osteoporose-Risiko. Das erklärt, warum Frauen deutlich öfter am Knochenschwund leiden, verglichen mit Männern. Doch auch bei „ihm“ kann die Erkrankung auftreten. Zu wenig zu Calcium beziehungsweise zu wenig Vitamin D in der Nahrung sind Risikofaktoren für beide Geschlechter. Aber auch wenig Bewegung, schwache Muskeln oder starkes Rauchen begünstigen die Erkrankung. Nicht zuletzt sind manche Arzneistoffe wie Kortisonpräparate langfristig schlecht für unsere Knochen. Doch soweit muss es nicht kom- men, denn Sie können selbst vorbeugen: je früher, desto besser..

Krafttraining für die Knochen

Osteoporose ist kein unausweichliches Schicksal. Sie haben mehrere Möglichkeiten, um erfolgreich vorzubeugen. Dazu gehört vor allem regelmäßige Bewegung. Wer nach längerer Pause wieder körperlich aktiv wird, sollte vorab mit dem Arzt sprechen. Dann geht es zur Sache. Experten empfehlen an erster Stelle regelmäßiges Krafttraining. Die Übungen führen zu mechanischen Reizen auf unsere Knochen und regen den Knochenstoffwechsel an. Ausdauersportarten, etwa Fahrradfahren, Schwimmen, Wandern oder Walken, zeigen ebenfalls positive Effekte, wenn auch schwächer ausgeprägt. Ein ausgewogener Mix ist ideal, denn Bewegung soll ja auch unseren Kreislauf in Schuss halten.

Starkes Duo - Kalzium und Vitamin-D

Sport ist aber nur die halbe Miete. Gesunde Knochen benötigen Calcium als mineralische Komponente. Das Salz kommt in hartem Leitungswasser oder in Mineralwasser vor. Milchprodukte, Gemüsesorten (Grünkohl und Brokkoli) sowie Samen und Nüsse sind ebenfalls wichtige Calcium-Lieferanten.
Nur mit ausreichenden Mengen an Vitamin D kann unser Körper Calcium auch verwerten. Vitamin D sorgt dafür, dass Calcium über unseren Darm in den Körper gelangt und in die Knochen eingebaut wird. Doch Defizite sind nicht selten, denn: Nur wenige Lebensmittel, etwa fetter Seefisch, enthalten ausreichende Mengen des wichtigen Moleküls. Unser Körper kann es aus einer Vorstufe selbst in der Haut bilden. Dazu ist UV-Strahlung erforderlich
– aber nur selten verfügbar.
Während der Wintermonate zeigt sich die Sonne selten und im Sommer schützen wir uns zu Recht vor einem Sonnenbrand. Doch 20 bis 30 Minuten Sonnenlicht gelten als Mindestanforderung, um ausreichende Mengen zu produzieren: ein Dilemma. Wer ein erhöhtes Osteoporose-Risiko hat oder sogar an Osteoporose leidet, profitiert von Calcium plus Vitamin D. Internationale Fachgesellschaften empfehlen 10 bis 20 Mikrogramm Vitamin D, das entspricht 800 bis 1.000 Internationalen Einheiten (IE). Bei Calcium sollten es insgesamt 1.000 Milligramm pro Tag sein.

Osteoporose und der Body-Mass-Index

Apropos Ernährung: Auch der Body Mass-Index (BMI) spielt bei Osteoporose eine Rolle. Ärzte warnen regelmäßig vor starkem Übergewicht und den damit verbundenen Leiden, etwa Diabetes, Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Unser Normalgewicht liegt laut internationalen Empfehlungen bei einem BMI von 18,5 bis 25. Deutlich niedrigere Werte führen zu vermehrtem Knochenabbau. Speziell bei Frauen kann eine mediterrane Diät mit viel Obst, Gemüse, mit etwas Fisch, wenig Fleisch, aber mit Milchprodukten, das Risiko von Hüftbrüchen verringern. Über eine Alkohol- und Nikotinkarenz freuen sich die Knochen ebenfalls.

Ärztliche Hilfe in schweren Fällen

Vorbeugende Maßnahmen reichen bei starken Beschwerden oder bei Brüchen instabiler Knochen nicht mehr aus. Dann wird der Arzt über strahlungsarme Röntgenverfahren die Knochendichte bestimmen und seine Ergebnisse mit Normwerten vergleichen. Je nach Ergebnis entscheidet er sich vielleicht, Bisphosphonate zu verordnen. Die Wirkstoffe hemmen knochenabbauende Zellen. Strontiumsalze – diese ähneln Calcium in ihrer Chemie – werden aber stabiler in den Knochen eingelagert, sind somit eine weitere Option. Auch Hormone, hormonähnlich wirkende Moleküle oder Antikörper, die unseren Knochenstoffwechsel beeinflussen, spielen eine Rolle.

Zur richtigen Einnahme, aber auch zu möglichen Nebenwirkungen, berät Sie Ihr Apotheker.